CAMPER-KÜCHE: BAUE IN 8 SCHRITTEN EINE KÜCHE
Camper-Küche selber bauen – wie stellt man das an? Unsere Wohnmobil-Küche zu bauen, bereitete uns vielleicht am meisten Spaß, unter anderem, weil wir sehr kreativ sein konnten. Gleichzeitig stellte der Bau der Camper-Küchenzeile eine ziemliche Herausforderung dar. Es tauchen nämlich eine Reihe von Fragen auf: Welche Ausstattung soll die Küche bieten? Möchtest du mit Strom oder Gas kochen? Wünschst du dir Schubladen oder sind Küchenschränke ausreichend? Wie sorgt man für fließendes (heißes) Wasser aus dem Wasserhahn? Wo im Auto kann man am besten eine Camper-Küche einbauen? Keine Sorge: Wir haben diesen Weg bereits beschritten. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über eine selbstgebaute Wohnmobil-Küche wissen musst, einschließlich einer praktischen Schritt-für-Schritt-Anleitung!
CAMPER-KÜCHE SELBER BAUEN ODER GEBRAUCHSFERTIG KAUFEN?
Wenn du selbst eine Wohnmobil-Küche baust, kannst du diese komplett auf den verfügbaren Platz in deinem Auto und die von dir gewünschte Ausstattung abstimmen. Zudem kannst du die Camper-Küche nach deinen eigenen Vorstellungen gestalten. Eine Wohnmobil-Küche selbst zu bauen, erfordert allerdings mehr Zeit als der Einbau einer gebrauchsfertigen Küche, z. B. von Ikea. Leider passen gebrauchsfertige Einbauküchen meistens nicht gut in den begrenzten Raum eines Autos. Es besteht also eine reelle Wahrscheinlichkeit, dass du die Einbauküche doch noch zurechtsägen musst. Der Unterschied in Preis und Gewicht hängt ganz von den gewählten Materialien ab. Wir haben die Camper-Küchenzeile selbst gebaut, da wir den Camper-Ausbau so viel wie möglich selbst durchführen wollten. Das war ein Riesenspaß! Aber hast du nicht genügend Zeit und genug Platz für eine Einbauküche? Why not?
VOR- UND NACHTEILE EINER SELBSTGEBAUTEN CAMPER-KÜCHE
+ Komplett nach eigenen Wünschen einzurichten und zu gestalten
+ In der Regel günstiger
– Zeitintensiv
VOR- UND NACHTEILE EINER EINBAUKÜCHE
+ Bequemlichkeit (geringerer Arbeitsaufwand)
– In der Regel teurer als Selbstbau
– Oft muss man die Küchenschränke doch noch auf Maß sägen
KOCHEN IM CAMPER: MIT GAS ODER ELEKTRISCH
Im Camper wird normalerweise mit Gas und nicht elektrisch gekocht. Obwohl immer mehr Menschen sich für das Kochen auf Induktion entscheiden, gestaltet sich dies in der Praxis nicht immer problemlos. Für das Kochen benötigt man nämlich sehr viel Strom. Oft sogar mehr als 1500 Watt. Auf den meisten Campingplätzen stehen zwischen 6 und 10 Ampere an den Energiesäulen zur Verfügung. Das bedeutet, dass du bei der Verwendung von 230-V-Geräten nur 1380 Watt (6 A x 230 V) nutzen kannst. So wirst du schnell auf einer niedrigeren Leistungsstufe kochen müssen. In der Praxis bedeutet dies, dass es länger dauert, bis etwas erwärmt ist. Wenn du Off-Grid kochen möchtest, musst du viel Geld in Batterien, Solarpanels und einen Wechselrichter investieren. Beim Kochen auf Induktionsgeräten mit einer Leistung von etwa 800 Watt wird der Wohnmobil-Batterie etwa 70 Ampere pro Stunde entzogen. Bei zwei Kochstellen ist das eine ganze Menge. Das Kochen auf Induktion formt aufgrund der Investition ein teures Vergnügen und verläuft in der Praxis nicht immer reibungslos. Elektrisches Kochen im Wohnmobil bietet aber auch Vorteile. Es ist nachhaltiger und das Kochen im Camper mit Strom bedarf nur geringer Wartung: Die Reinigung ist im Handumdrehen erledigt.
UNSERE WAHL: KOCHEN MIT LPG
Da LPG europaweit gut verfügbar ist und auch bei Temperaturen unter null Grad eingesetzt werden kann, haben wir uns für dieses Gas entschieden. Das Kochen mit LPG ist also überall möglich, ohne weitere Beeinträchtigungen oder der Sorge, dass nicht genügend Strom zur Verfügung steht. Zudem fallen die Kosten für die notwendigen Investitionen erheblich ins Gewicht.
UNSERE SELBSTGEBAUTE CAMPER-KÜCHE
Das Layout-Design unserer selbstgebauten Camper-Küche wurde vollständig auf die Ausstattung und den verfügbaren Platz in unserem Camper abgestimmt. Die Küche umfasst vier Schubladen (für Gewürze, Besteck, Toilettenartikel) und zwei Küchenschränken, in denen der Abwasser- und LPG-Tank untergebracht sind. Wir können die Küchenarbeitsplatte mittels Tischstützen um 40 cm verlängern. Zudem haben wir die Küche mit einem kleinen Spülbecken, einem Wasserhahn (mit Warmwasser) und einem 2-Flammen-Kochfeld ausgerüstet. Die Küchenzeile ist parallel zur Schiebetür positioniert. Dies gewährleistet eine zusätzliche Belüftung im Sommer. Unter dem Bett haben wir unseren Kompressor-Kühlschrank und die Wasserversorgung (Frischwassertank, Wasserpumpe usw.) untergebracht.
Unsere Camper-Küchenzeile ist 38 cm tief x 110 cm breit (+ 40 cm zusätzlich durch eine aufklappbare Küchenarbeitsplatte) x 99 cm hoch. Der Sockel unserer Küchenzeile besteht aus einer robusten Rahmenkonstruktion.
CAMPER-KÜCHE SELBER BAUEN: SCHRITT-FÜR-SCHRITT
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Camper-Küche zu bauen und einzurichten. Aber wenn du unseren Schritt-für-Schritt-Plan befolgst, vermeidest du böse Überraschungen und Fehler.
SCHRITT 1: DEN VERFÜGBAREN RAUM AUSMESSEN
Der allererste Schritt bei der Planung einer Küche besteht darin, den verfügbaren Platz im Auto auszumessen. Vermutlich hast du dies bereits bei der Erstellung des Layout-Designs für dein Auto getan. Erfahrungsgemäß werden die ursprünglichen Baupläne jedoch zuweilen überarbeitet. Wir sind oft von unserem ursprünglich gewünschten Camper-Layout-Design abgewichen. Es empfiehlt sich daher, den verfügbaren Platz erneut auszumessen.
SCHRITT 2: AUSSTATTUNG FESTLEGEN
Der zweite und ebenso wichtige Schritt bei einer selbstgebauten Wohnmobil-Küche besteht darin, zu entscheiden, welche Ausstattung die Küche bekommen soll. Nimm zum Beispiel die folgenden Möglichkeiten:
- Wasserversorgung Wohnmobil: Wassertank(s), Wasserleitungen, Wasserpumpe, Warmwasserspeicher etc.
- Gasflasche/Gastank
- Spülbecken und Kochfeld
- Wasserhahn
- Wohnmobil-Kühlschrank/Kühlbox
- Ofen
- Töpfe
- Geschirr
- Besteck und Küchenutensilien
- Gewürz(regal)§
- Belüftungsmöglichkeiten (Fenster und/oder Dachfenster)
- Beleuchtung
- Mülleimer
Sobald du genau weißt, welche Ausstattung du bevorzugst und wie viel Platz sie einnehmen wird, kannst du zum nächsten Schritt übergehen. Plane auch die Wasserversorgung in deinem Camper gründlich und überlege dir, wo du das Zubehör in deinem Auto unterbringen möchtest. Wir haben den größten Teil der Wasserversorgung unter unserem Camper Bett platziert, um Platz in den Küchenschränken zu sparen.
SCHRITT 3: LAYOUT-DESIGN ERSTELLEN & POSITION BESTIMMEN
Wir erstellten verschiedenen Layout-Designs für die Küchenzeile, von einer Küche in L-Form bis hin zu zwei separaten Küchenzeilen. Auch eine Küche, die parallel zu den Vordersitzen verlief sowie eine Küche, die parallel zur Schiebetür aufgestellt war, waren dabei. Du hast noch keine Wahl getroffen? Lass dich von anderen Ideen zum Camper Selbstausbau inspirieren.
Die Entwürfe, die uns am meisten zusagten, haben wir mit Zeitungen und Kartons im Auto ausgelegt. Wir raten dir dies ebenfalls zu tun. So erhältst du ein klares Bild davon, wie viel Platz die Küche einnehmen wird. Schiebe die Zeitungen und Kartons so lange hin und her, bis du zufrieden bist. Finde zudem heraus, was die für dich geeignete Höhe der Küche ist.
SCHRITT 4: BAUMATERIAL AUSWÄHLEN
Bevor du eine detaillierte Bauzeichnung anfertigst, musst du dich entscheiden, welches Material du verwenden willst. Unserer Ansicht nach, solltest du dich für solides Material entscheiden, da eine Küche viel genutzt wird. Für die Rahmenkonstruktion unserer Küche haben wir Kiefernleisten von 20 x 30 mm verwendet. An diese haben wir 12 mm dicke Sperrholzplatten angebracht. Bei der Küchenarbeitsplatte handelt es sich um eine Fichtenholzplatte. Trotz der massiven Ausführung wiegt die Arbeitsplatte nicht allzu viel, da wir die Aussparungen für das Kochfeld und das Spülbecken herausgesägt haben. Auch Bambus eignet sich gut als Material für eine Küchenplatte.
SCHRITT 5: BAUZEICHNUNG ANFERTIGEN
Bist du mit dem Entwurf zufrieden? Erstelle dann eine detaillierte Bauzeichnung, in die du sämtliche Maßangaben einträgst. Lass dir dafür Zeit, denn übersichtliche Zeichnungen erleichtern die Bauausführung. Auf diese Weise vermeidest du nicht nur Fehler, sondern sorgst du auch dafür, dass der Bauprozess viel reibungsloser verläuft. Solltest du mit deinem Entwurf noch nicht zufrieden sein, wiederhole bitte Schritt zwei.
Im Folgenden werden noch einige wichtige Punkte genannt, die es zu beachten gilt:
- Baue eine stabile Küchenzeile, in der alles gut befestigt ist und die Schranktüren und Schubladen ordnungsgemäß schließen. Immer wieder sehen wir Fotos von Leuten, die eine Camper-Küche nur aus Sperrholzplatten ohne eine Rahmenkonstruktion errichten. Wie beim Zusammenbau eines Ikea-Schranks, mit ineinander gesteckten Brettern. Wahrscheinlich, um Gewicht und Kosten zu sparen. Bedenke, dass während des Fahrens enorme Kräfte auf deine Baukonstruktionen einwirken. Bei einer Vollbremsung willst du natürlich nicht, dass Bauteile durch das Auto fliegen, oder, dass bei einem Unfall, deine ganze Küche auf der Straße liegt.
- Plane deine Wasserversorgung sorgfältig. Wir haben einen umfassenden Artikel über die Wasserversorgung im Wohnmobil verfasst.
- Stelle sicher, dass zwischen dem Spülbecken und dem Abwassertank ein ausreichender Höhenunterschied besteht, damit das Wasser problemlos abfließen kann.
- Positioniere das Kochfeld aufgrund der Hitzeentwicklung nicht zu dicht an der Wand (!). Befolge die Installationsanweisungen des Lieferanten.
- Sorge für genug Belüftungsmöglichkeiten. Wir besitzen ein großes Klappfenster beim Kochfeld und auch ein Dachfenster mit einem Ventilator direkt über der Küche. Absolut empfehlenswert! So wird die Kochluft unmittelbar nach draußen abgeführt.
- Überlege dir gut, wo du die Steckdosen für etwaige Küchengeräte anbringst. Platziere sie vorzugsweise nicht zu hoch, da die meisten Kabel recht kurz sind. Bedenke, dass Küchengeräte sowohl mit 12 V als auch mit 230 V betrieben werden können (Ofen, Wasserkocher usw.).
- Berücksichtige die Höhe des Fußbodens (falls du diesen noch nicht verlegt haben solltest). Wir mussten die Küchenschränke mehrfach nachbearbeiten, da sie am Fußboden scheuerten.
SCHRITT 6: CAMPER-KÜCHE BAUEN
Baue die Camper-Küche gemäß deiner Bauzeichnung(en). Nachfolgend erhältst du einen Einblick, wie wir unsere Küchenzeile gebaut haben.
RAHMENKONSTRUKTION FÜR DIE KÜCHENZEILE
Zuerst haben wir die Rahmenkonstruktion gebaut. Diese haben wir mit Schrauben und Montagewinkel aus Metall zusammengesetzt. Dies schafft eine stabilere Konstruktion. Die Zwischenwand und die Seitenwand wurden mit Holzleim befestigt. Nachdem die Rahmenkonstruktion fertiggestellt war, haben wir einen Sockel platziert, auf dem der Abwassertank steht. In das Brett haben wir ein Loch für den Kugelhahn gesägt, der sich an der Unterseite des Abwassertanks befindet. Auf diese Weise können wir den Tank entleeren, ohne ihn aus dem Auto herausnehmen zu müssen. Wenn du den Wassertank unter deinem Auto montierst, sparst du mehr Platz in der Küche. Aufgrund der Frostgefahr im Winter haben wir dies jedoch unterlassen. Wenn du deinen Camper nur bei Temperaturen über 0 Grad nutzt, ist dies sicherlich eine interessante Option.
Montagewinkel aus Metall schaffen eine stabile Rahmenkonstruktion
Der Sockel (die Erhöhung), auf dem der Abwassertank steht, mit einer Öffnung für den Kugelhahn.
Mittels eines Kugelhahns, an den wir ein Stück Schlauch befestigen, können wir den Abwassertank entleeren.
KÚCHENSCHUBLADEN
Nachdem wir die Rahmenkonstruktion komplett gestrichen und lackiert hatten, nahmen wir unsere vier Küchenschubladen in Angriff. Diese stellten wahrscheinlich die größte Herausforderung in der Küche dar… Alle Maße müssen exakt stimmen, da sonst die Schubladen nicht ordnungsgemäß ausgerichtet werden können.
Die Einsätze für die Schubladen haben wir mit Holzleim und Nägeln (für zusätzliche Stabilität) zusammengesetzt. Anschließend haben wir die Schubladen gestrichen und lackiert und die Teleskopschienen (Schubladenschienen) angebracht. Daraufhin haben wir die Vorderseiten der Schubladen auf Maß geschnitten und die Griffe montiert. Unsere Griffe bestehen aus Juteseilen, die wir selbst zugeschnitten haben. Wir haben die notwendigen Löcher mit einer Lochsäge ausgesägt und die Griffe mit Schlauchschellen fixiert.
HINWEIS: Rückblickend hätten wir uns besser für Teleskopschienen mit Softclosing entscheiden sollen. Diese Van-Ausbau kosten zwar etwas mehr Geld, sind aber qualitativ hochwertiger.
TIPP: Bringe die Vorderseite der unteren Schublade erst an, wenn die Küchenzeile im Camper eingebaut ist. Auf diese Weise kannst du die Schublade noch komplett nach vorne und hinten verschieben und die Rahmenkonstruktion bequem in den Boden schrauben.
CAMPER KÜCHE: SCHRANKTÜREN & RÜCKWAND
Nachdem wir die obersten 3 Schubladen montiert hatten, brachten wir die Schranktüren an. Diese haben wir mit zwei Scharnieren pro Tür befestigt. Hierfür haben wir ebenfalls Magnete verwendet, um die Türen während der Fahrt in Position zu halten. Im Anschluss daran sägten wir die Rückwand der Küche zurecht und stellten sie auf.
KÜCHENARBEITSPLATTE
Die Küchenarbeitsplatte haben wir größtenteils im Baumarkt auf Maß sägen lassen. Zu Hause haben wir die Arbeitsplatte mit der Hobelmaschine bearbeitet, damit sie ordnungsgemäß in das Auto passt. Wir haben die notwendigen Löcher für das Kochfeld, das Spülbecken und den Wasserhahn mit einer Stichsäge ausgesägt.
Das Kochfeld und das Spülbecken sind mit Polymax verleimt. Wir ließen dies über Nacht aushärten, mit Hanteln darauf. Die Küchenarbeitsplatte haben wir mit einem dunklen Lack in der Farbe Palisander lackiert. Anschließend haben wir die Arbeitsplatte mit Klarlack behandelt. Im Baumarkt riet man uns von der Verwendung von Bootslack ab, da dieser sehr leicht rissig werden würde. Die Küchenarbeitsplatte haben wir mithilfe von Montagewinkeln an der Rahmenkonstruktion befestigt. Dank angebrachter Stützen können wir die Küchenarbeitsplatte erweitern.
Camper-Küchenarbeitsplatte zurechthobeln, damit sie perfekt passt.
Spülbecken abdichten.
Spülbecken anbringen.
Stabile Stützen zur Verlängerung der Küchenarbeitsplatte.
SCHRITT 7: WASSERVERSORGUNG ANSCHLIESSEN
Nachdem alles installiert war, haben wir unsere Wasserversorgung angeschlossen. Hierzu haben wir einen ausführlichen Stufenplan erarbeitet. Einschließlich Tipps zur Vorbeugung von Leckagen. Diesen Stufenplan und weitere Informationen findest du in unserem E-Book „Wasserversorgung Camper“.
SCHRITT 8: GAS- UND RAUCHMELDER
Als letztes haben wir einen Rauchmelder und einen 3Gas+-Alarm installiert. Der neuartige Gasmelder ist in der Lage, sowohl steigende als auch sinkende Gase zu detektieren: LPG (sowohl Butan als auch Propan), Kohlenmonoxid (CO) und Narkosegase wie Äther. Zusätzlich zu einem Gasmelder haben wir auch einen Rauchmelder eingebaut und in unserem Küchenschrank befindet sich ein Feuerlöscher.
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