VANLIFE INSPIRATION: EIN PAAR, DAS DIE WELT MIT EINEM UMGEBAUTEN 4X4 ERKUNDET
Wenn du dich entschieden hast, einen Wohnwagen umzubauen, bedeutet das natürlich nicht, dass du dies zuhause tun musst. Auch deine Reiseroute musst du natürlich nicht auf Europa beschränken! Ein Wohnmobil gibt dir nämlich die ultimative Freiheit, dorthin zu gehen, wo du willst… Um dir zu zeigen, dass in Sachen Reiseroute so ziemlich alles möglich ist, und dass du sogar einen 4×4-Geländewagen zu einem Mini-Wohnmobil umbauen kannst, haben wir Chris und Inge von Gettin‘ Lost interviewt. Dieses Paar erkundet die Welt mit einem 4×4 Landcruiser (‚Marty‘), den sie selbst umgebaut haben. Zurzeit reisen sie durch das vielfältige Afrika. Lass dich inspirieren!
1. WIE KAMT IHR AUF DIE IDEE, DIE WELT IN EINEM 4X4 LANDCRUISER ZU BEREISEN UND IHN SELBST UMZUBAUEN?
„Bei unserer ersten Weltreise im Jahr 2015 haben wir 11 Länder als Backpacker besucht. Da wir etwas mehr Geld zur Verfügung hatten als die Durschnitts-Backpacker, waren wir auch offen dafür, es in einigen Ländern anders anzugehen. So reisten wir mit einem gemieteten 4×4-Geländewagen durch 4 afrikanische Länder. Auch in Neuseeland erkundeten wir das Land mit einem Mietwagen und in Vietnam haben wir 2 Yamaha Nouvo Motorroller gekauft, mit denen wir das ganze Land bereisten und sie mit Gewinn in Ho-Chi-Minh-Stadt verkauften. Das war eine unvergessliche Reise, die nur noch Lust auf mehr machte
Durch diese Erfahrung haben wir gelernt, dass das Reisen mit einem Rucksack nicht ganz unser Ding war, und schnell entstand die Idee, dass wir unseren eigenen Ort haben wollten, der unseren Grundbedürfnissen gerecht werden würde.
Nach einem Jahr Vorarbeit (Was ist unser Ziel? Wohin wollen wir? Was sind unsere grundlegenden Wünsche?) führte unser Traum zu einem Toyota Landcruiser. Schließlich fanden wir nach einer weltweiten Suche unseren ‚Marty‘ in Südafrika: Es handelte sich um ein niederländisches Auto mit weniger als 200.000 Kilometern auf dem Tacho.
Da wir ziemlich handwerklich geschickt sind, war die Entscheidung schnell getroffen, das ganze Auto komplett zu zerlegen und zu unserem ultimativen rollenden Zuhause umzubauen.“
2. WIE HABT IHR EUCH VORBEREITET?
„Wir haben zuerst ein klares Bild davon gezeichnet, was wir wollten: Was ist unser Ziel? Welche Länder wollen wir besuchen? Wie soll unser Auto ausgestattet sein? Wie hoch ist unser Budget? Fahren wir auch an Orte, die mit einem normalen Auto schwer zu erreichen sind?
Auf dieser Grundlage haben wir im Internet recherchiert, indem wir viele Blogs von anderen Reisenden gelesen und uns Videos angesehen haben. Wir haben auch den Mut gefasst, mit diesen Leuten Kontakt aufzunehmen, um noch mehr aktuelle Informationen zu erhalten.
Außerdem haben wir Kontakt zu verschiedenen Unternehmen in Südafrika gesucht, die uns bei unseren Wünschen helfen konnten, da wir wenig Ahnung von solchen Autos hatten. Es mussten nämlich einige Anpassungen am Auto vorgenommen werden, wie ein Dachumbau, neue Reifen, eine neue Stoßstange mit Halterung für 2 Reserveräder, andere Bremsen, zusätzliche Federn, Strom im Auto (wir haben uns für einen 220-Volt-Anschluss entschieden) und den Anschluss der Solarmodule.
Letztendlich haben wir noch viele Dinge vor Ort in Südafrika geregelt. Wir haben festgestellt, dass das besser funktionierte und dadurch hatten wir auch ein klareres Bild davon, was (zusätzlich) möglich war.“
3. WAS WAR SCHWIERIG BEIM UMBAU EURES LANDCRUISERS ‚MARTY‘?
„Den Umbau des Autos fanden wir nicht besonders schwierig, obwohl wir keine professionellen Handwerker sind. Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, passende Ausrüstung für das Auto auszusuchen, unsere Ideen auszuarbeiten, Experten anzuleiten und Materialien zu kaufen.
HINWEIS: In Afrika ist es so, dass man für Schrauben in einen Laden gehen muss und für Holz wiederum in einen anderen Laden auf der anderen Seite der Stadt. Zum Glück ist Kapstadt nicht so groß… Außerdem ist es fraglich, ob man die gewünschten Materialien finden kann. Unser Tipp ist daher, spezielle Dinge wie Türknäufe, Scharniere, Federn usw. von zu Hause mitzubringen. Dann hast du zumindest Gewissheit in Bezug auf die Qualität.
Wir haben uns dafür entschieden, den Wohnwagen in Afrika umzubauen, da die Kosten hier niedriger sind als in den Niederlanden. Das kann bis zu 40% einsparen. Das Geld könnt ihr dann wieder in eure Reise investieren Außerdem werden in Südafrika sehr viele 4×4-Autos umgebaut, wodurch viele Gadgets erhältlich sind.
Hinter all diesen schönen Geschichten gibt es aber auch Schattenseiten. Die Mentalität und Arbeitsweise in Südafrika ist auf einem ganz anderen Niveau als in den Niederlanden. Du musst hier jeden Tag die Leute antreiben, um die Arbeit erledigt zu bekommen. Aber sei vorsichtig, dass du nicht zu viel Druck ausübst, denn das kann sich kontraproduktiv auswirken. Außerdem ist Planung nicht die größte Stärke der Einheimischen. Wenn sie sagen, dass sie einen Tag brauchen, rechne ruhig mit 3 Tagen. Dann weißt du, dass du auf der sicheren Seite bist.
Hinweis: Wenn du eine Firma beauftragst, Arbeiten an deinem Wohnwagen auszuführen, bleibe während der Reparatur bei deinem Wohnwagen und achte darauf, dass sie die Arbeit korrekt und wie vereinbart erledigen.
Wir haben letztendlich 2 Monate gebraucht, um den Wohnwagen umzubauen. Das ist ziemlich schnell, oder?“
4. WAS SOLLTE MAN AUF JEDEN FALL BEACHTEN, WENN MAN EINEN WOHNWAGEN ODER WIE IN EUREM FALL EINEN LANDCRUISER UMBAUEN MÖCHTE?
„Eines der wichtigsten Dinge, an die man denken sollte, ist das Gewicht. Erstelle im Voraus einen Plan, wo du was in jedem Schrank platzieren möchtest und bestimme, welches Gewicht er tragen soll. Basierend darauf kannst du die Dicke des Holzes bestimmen. Wir haben zum Beispiel mit 3 verschiedenen Dicken gearbeitet, sowohl für den Rahmen als auch für die Wände. Ein Schrank für Kleidung muss beispielweise weniger Gewicht tragen als ein Schrank, in dem sich der Kühlschrank befindet.
Du kannst auch Aluminiumplatten oder Fiberglas verwenden, aber das wird dann teurer. Außerdem ist diese Methode sehr aufwändig und manchmal nicht besonders praktisch.“
Hinweis: In Afrika musst du für viele Parks eine Gebühr für das Auto bezahlen. Je schwerer das Auto ist, desto höher ist die Gebühr, was bis zu 200,00 US-Dollar pro Tag mehr kosten kann.
5. WIE HABT IHR ‚MARTY‘ AUF DIE ANDERE SEITE DER WELT BEKOMMEN? WAR ES SCHWIERIG?
„Das Auto wurde von einem niederländischen Paar nach Südafrika gefahren. Wir haben unser Auto noch nicht selbst verschifft, aber wir haben uns umfangreich darüber informiert. Wenn du dein Auto gerne nach Afrika verschiffen möchtest, schick uns eine Nachricht und wir können dir alle nötigen Informationen zur Verfügung stellen.“
6. IST AFRIKA EMPFEHLENSWERT, UM MIT AUTO ODER WOHNMOBIL ZU REISEN?
„Tolle Frage! Lass uns zuerst über die Sicherheit sprechen. Wenn wir Menschen treffen und ihnen erzählen, dass wir bereits ein Jahr lang in Afrika unterwegs sind, bekommen wir oft die erstaunte Frage: ‚Aber ist es nicht gefährlich?‘
Wenn du deinen gesunden Menschenverstand benutzt, gerätst du nicht so schnell in Schwierigkeiten. Die Menschen sind äußerst hilfsbereit und freundlich. Selbst nach einem Jahr Reisen haben wir noch keinen Moment erlebt, in dem wir uns unsicher gefühlt haben.
Natürlich gibt es einige grundlegende Maßnahmen zur Gewährleistung deiner Sicherheit, und das gilt nicht nur für afrikanische Länder. Gehe nachts nicht zu Fuß auf der Straße, sondern nimm ein Taxi. Uber ist in vielen großen Städten verfügbar. Stelle sicher, dass du Informationen eingeholt hast, bevor du mit jemandem mitfährst. Es kann vorkommen, dass sich jemand als Guide ausgibt, der aber in Wirklichkeit keiner ist. Stelle dein Wohnmobil nicht einfach irgendwo ab, parke stattdessen auf einem richtigen Campingplatz oder wenn du wildcampen gehst, überprüfe zuerst die Umgebung auf Sicherheit. Nächtliches Fahren solltest du vermeiden: Das liegt nicht an deinem Fahrstil, sondern an dem der Afrikaner. Sie schlingern, schalten trotz Dunkelheit kein Licht an und überholen gerade dann, wenn ein entgegenkommendes Fahrzeug kommt. Natürlich ist es auch möglich, bei Einheimischen essen zu gehen, achte nur darauf, dass du Getränke aus verschlossenen Flaschen bekommst und dass du etwas isst, was gekocht, gebraten oder frittiert ist.
Afrika ist wirklich toll! Afrikaner finden es genauso interessant wie du, neue Kulturen kennenzulernen, und sie sind offen für Gespräche, auch wenn du mit Händen und Füßen kommunizieren musst.
Jedes Land in Afrika hat seinen eigenen Charme: Das eine Land ist für seine wunderschöne Natur bekannt, das andere für seine Vielzahl an Wildtieren, während ein anderes Land eine faszinierende Geschichte hat. Afrika hat auch einige Weltwunder wie die Victoriafälle, den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo, den größten intakten eingestürzten Vulkan mit Wildtieren, den Ngorongoro-Krater, die Pyramiden von Gizeh, die Wanderung von Hunderttausenden von Gnus im Serengeti-Nationalpark oder die Felsenkirche von Lalibela in Äthiopien.
Du kannst in Namibia, Botswana und Sudan ausgezeichnet wildcampen. Außerdem ist es (natürlich gegen Gebühr) erlaubt, in den Nationalparks zu campen. Hier wirst du das wahre „Jenseits von Afrika“-Gefühl erleben. Du kannst den Sonnenuntergang von deinem Zelt aus beobachten, unter dem Sternenhimmel essen und den Geräusche der frei herumlaufenden Tiere in der Nacht lauschen.
Hinweis: Wenn du genau das auch machen möchtest, schau auf iOverlander nach. Das ist eine App, in der du all unsere Campingplätze finden kannst. Oder schick uns einfach eine Nachricht.
Die Hauptstraßen sind in der Regel gut, aber wenn du das Land wirklich erkunden möchtest, musst du von ihnen abweichen. Die Wege, auf die du dann stößt, bestehen hauptsächlich aus Schotterstraßen, die von Sandstraßen abgelöst werden, Straßen, die nur aus großen Steinen bestehen, oder Straßen, die mit Tausenden von Huckeln, auch bekannt als „Corrugations“, übersät sind, bei denen du nicht schneller fahren kannst, da sonst dein Auto und alles darin kaputt geht.
TIPP: Halte auf holprigen Straßen eine konstante Geschwindigkeit ein. Dadurch erzeugst du einen gleichmäßigen Fluss, bei dem dein Auto weniger stark durchgeschüttelt wird und nicht so schnell kaputt geht.
Wenn du also der abenteuerlustige Reisende bist, der gerne noch die unentdeckten Orte Afrikas sehen möchte oder einfach abseits der ausgetretenen Pfade fahren will, dann empfehlen wir dir, ein 4×4-Auto zu wählen. Das Reisen mit einem großen Wohnmobil ist möglich, aber dann bleibst du hauptsächlich auf den Hauptstraßen, die etwas weniger interessant sind. Außerdem ist es nicht erlaubt, die wunderschönen Nationalparks zu befahren. Kurz gesagt: Ein 4×4 ist die beste Wahl!“
7. WAS IST DER SCHÖNSTE MOMENT, DEN IHR MIT ‚MARTY‘ ERLEBT HABT?
„Ganz ehrlich? Wir haben keinen einzigen schönsten Moment, ist das auch in Ordnung? Auf die Art und Weise, wie wir leben, erleben wir ständig schöne Momente.
Wir treffen unglaublich viele Menschen mit ihren eigenen Geschichten und Kulturen. Wir fahren durch die wunderschönsten Landschaften, nehmen möglichst abgelegene Wege, campen an den schönsten Orten, werden morgens vom Brüllen eines Löwen geweckt, sehen unzählige Tiere und wenn wir Glück haben, sind wir sogar Zeugen einer Geburt. Da ist es sicher verständlich, dass wir uns nicht für einen einzigen Moment entscheiden können.“
8. WAS SIND EURE ZUKUNFTSPLÄNE? WIE LANGE PLANT IHR MIT ‚MARTY‘ HERUMZUREISEN?
„Vorerst möchten wir unseren Traum verwirklichen und mit ‚Marty‘ von Südafrika nach Holland fahren (aktuell sind wir in Kenia). Von dort aus werden wir das Auto nach Südamerika verschiffen, um mit der Panamericana zu beginnen, die vom südlichsten Punkt Amerikas, Ushuaia in Argentinien, bis zum nördlichsten Punkt Amerikas, Barrow in Alaska, führt. Wir werden mit ‚Marty‘ etwa 45.000 Kilometer zurücklegen.
Inge würde es toll finden, wenn sie dies mit ihrer Arbeit kombinieren könnte. Chris ist durch und durch Manager. Er würde es großartig finden, in diesem Rahmen einen Job zu finden, den er von überall aus machen könnten.
Gemeinsam würden wir es auch fantastisch finden, irgendwo auf der Welt, wo es sich gut anfühlt, unsere eigene Lodge zu eröffnen.
Wie die Geschichte letztendlich endet, wird die Zukunft zeigen. Aber im Moment genießen wir noch all die Schönheit, die Afrika zu bieten hat.“
9. WIE VERBINDET IHR ARBEIT UND REISEN?
„Inge hat ihr eigenes Unternehmen ‚Your Virtual Assistant‘ und behält einen Arbeitgeber für etwa 20 Stunden im Monat. Da es nicht überall Empfang gibt und bei der Reise mit dem eigenen Auto auch viele andere Aufgaben anfallen (wie Autoinstallation, Abwaschen, Routenplanung usw.), sind diese Stunden perfekt, um Reisen und Arbeiten zu kombinieren. Das klingt nach unheimlich wenig, aber glaub mir, es ist härtere Arbeit, als du denkst.
Da alles digital abläuft, besorgen wir uns bei Grenzübertritten immer gleich eine lokale SIM-Karte mit Internetguthaben. Dies tun wir, um mehr Unabhängigkeit zu haben. Denn man weiß nie, ob es an den Übernachtungsorten Internetempfang gibt. Im schlimmsten Fall arbeitet Inge unterwegs im Wohnmobil.
Außerdem macht es Spaß, im Hier und Jetzt zu leben. So kamen wir mit einem Paar in Kontakt, das uns gebeten hat, ihre neu eröffnete Lodge zu managen. Wie aufregend! Dabei haben wir die gesamte Grundstruktur entworfen und aufgebaut. Dazu gehörten die Menüs, die Arbeitsabläufe, das Personal und die Finanzsysteme. Wir haben das letztendlich fünf Monate lang gemacht. Auf diese Weise lernt man ein Land wirklich kennen und verdient auch noch ordentlich Geld dabei.“
10. WAS IST EURER ULTIMATIVER TIPP FÜR LEUTE, DIE AUCH EIN AUTO ODER EINEN CAMPER AUSBAUEN WOLLEN?
„Günstig ist teuer. Spare lieber etwas länger und entscheide dich für ein gutes, zuverlässiges Auto oder einen Bus. Außerdem glaube an dich selbst, wenn du es wirklich willst… keine Ausreden mehr, los geht’s mit dem Sparen und bevor du es merkst, reist du mit deinem selbstausgebauten Auto oder Bus um die Welt.“
Möchtet ihr mehr Fotos von den Abenteuern sehen, die Gettin‘ Lost erlebt? Dann besucht ihre Facebook- oder Instagram-Account und verfolgt ihre Abenteuer hautnah.
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