Row Travels: Mit einem Land Rover durch Zentralasien

VANLIFE-INSPIRATION: ROW TRAVELS

In unseren Interviews mit anderen Campern wollen wir inspirierende Reiserouten und selbst umgebaute Wohnmobile vorstellen. Dieses Mal sind Nienke und Peter von ROW Travels an der Reihe. Das Paar ist Anfang Juni aufgebrochen und reist mit ihrem Land Rover Defender ‚Bruce‘ abseits ausgetretener Pfade durch Zentralasien. Lass dich von ihrer außergewöhnlichen Reiseroute inspirieren, bei der sie Länder wie Russland, Kasachstan, Kirgisistan und Georgien besuchen. Außerdem geben sie Tipps, wie man ein solches Vanlife-Abenteuer außerhalb der touristischen Wege vorbereitet, und du erfährst mehr über ihre Camping- und Reiseerlebnisse in diesen wunderschönen Ländern.

vanlife row travels peter nienke

1. WIE SEID IHR ZU DEM ENTSCHEIDUNG GEKOMMEN, DIESES BESONDERE ABENTEUER ZU UNTERNEHMEN?

Wir sind beide schon immer viel gereist, sowohl zusammen als auch alleine. Meistens waren es Backpacking-Reisen, aber in den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass wir dabei auch an Grenzen stoßen. Es ist schwieriger, abseits der ausgetretenen Pfade zu reisen, da es viel zusätzliche Zeit kostet, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Deswegen träumen wir schon lange davon, mit unserem eigenen Wohnmobil um die Welt zu reisen. Als wir Ende letzten Jahres merkten, dass wir beruflich nach neuen Herausforderungen suchten, haben wir die Gelegenheit ergriffen, diesen Traum wahr werden zu lassen.

Wir sind maximal 12 Monate unterwegs, aber die genaue Planung ist noch unklar. Zuerst schließen wir die Reise durch Zentralasien ab und danach folgt auf jeden Fall noch Südeuropa und Marokko.

2. HABT IHR BESTIMMTE ZIELE, DIE IHR AUF EUREM TRIP VERFOLGT?

Zuallererst wollen wir so viel wie möglich von der Welt sehen. In all den vergangenen Jahren hat uns das so viel über die unterschiedlichen Verhältnisse in der Welt gelehrt und uns auch die Vorteile des Lebens in den Niederlanden verdeutlicht. Darüber hinaus überlegen wir immer noch, wie unsere Zukunft aussehen soll. Mit dem Start von ROW Travels möchten wir unser eigenes Reisebüro gründen, das sich auf Reisen nach Zentralasien spezialisiert. Unser Ziel ist es keineswegs, Massentourismus zu fördern, sondern vielmehr mehr Menschen mit diesem Teil der Welt vertraut zu machen, weil er zu schön ist, um ihn nicht zu entdecken.

3. WIE HABT IHR EUCH AUF DIESE REISE VORBEREITET?

Wir haben beide unsere Arbeit als Software-Berater gekündigt und unser Haus vermietet.

Sobald klar war, was wir tun würden, begannen wir damit, Informationen über Visa, Reisen im eigenen Wohnmobil und über die Länder, die wir besuchen wollten, zu sammeln. Wir beschlossen auch, ROW Travels zu gründen und eine Website dafür zu erstellen. Darüber hinaus haben wir erste Geschäftskontakte geknüpft und daraus entstand eine schöne Zusammenarbeit. Dieses Unternehmen hat unser Wohnmobil wunderschön beklebt.

4. WARUM HABT IHR EINEN DEFENDER ALS TRANSPORTMITTEL GEWÄHLT?

Unsere Suche nach einem geeigneten Transportmittel begann mit einem recht breiten Rahmen. Da wir anfangs nicht genau wussten, welche Route wir fahren wollten, haben wir auch größere Wohnmobile in Betracht gezogen. Als jedoch klar wurde, dass wir definitiv abseits ausgetretener Pfade unterwegs sein wollten, wussten wir, dass es ein Geländefahrzeug sein musste. Land Rover und Toyota sind im Grunde genommen die beiden Marken, die dafür in Frage kommen.

Da Land Rover mehr für die Erkundung der entlegensten Orte dieser Welt bekannt sind, entschieden wir uns für diese Marke gegenüber dem allgemein zuverlässiger eingestuften Toyota. Die Wahl des Defender-Modells wurde schließlich schnell getroffen, zum Teil aufgrund von Peters Vorliebe für Autos mit Charakter und vor allem wegen des Fehlens aller „unnötigen“ Elektronik, die unterwegs kaputt gehen könnte. Da hieß es „Back to the roots“! Unser Auto wurde außerdem speziell für den „nicht-westlichen“ Markt gebaut. Das bedeutet noch weniger computergesteuerte Elemente und weniger Umweltschutz-Vorkehrungen. Leider sind Aspekte, die umweltfreundlicher sind oft auch anfälliger für Fehler. Dieser spezielle Typ wurde von Land Rover unter dem Namen ROW-spec auf den Markt gebracht. So dient unser Auto auch als Namensgeber unserer Reise: ROW Travels.

5. HABT IHR VIELE ANPASSUNGEN AN ‚BRUCE‘ VORNEHMEN MÜSSEN?

Da wir das Auto von einem Paar übernommen haben, das das Auto 12 Jahre lang in Namibia als Reisefahrzeug genutzt hat, wurden bereits viele Anpassungen vorgenommen, um das Auto zu einem idealen Reisefahrzeug zu machen. Es wurden größere Reifen, eine Seilwinde und robustere Stoßfänger vorne und hinten montiert. Das Auto ist rundum an strategischen Stellen mit Riffelblech versehen, um Beschädigungen zu minimieren. Ein zusätzlicher Dieseltank ermöglicht dem Auto eine Reichweite von etwa 1400 Kilometern, und innen befindet sich ein Wassertank mit Wasserhahn sowie eingebaute Schubladen und Kisten. Um das Auto für diese Reise komplett vorzubereiten, wurden gründliche Wartungen durchgeführt.

Zusammen mit Peters Vater und einer spezialisierten Werkstatt haben wir alle Teile überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Trotzdem hat das Auto, dem wir den Namen Bruce gaben, uns nicht davon abgehalten, unseren ersten Testurlaub unfreiwillig um zwei Tage zu verlängern. Eine defekte Wasserpumpe zwang uns, zwei Tage in England zu warten, bis das Auto repariert war. Schließlich haben wir zusätzliche und neue Beleuchtung an und in das Auto eingebaut und eine zusätzliche Aufbewahrungsbox auf dem Dachträger montiert. Damit war Bruce bereit für die Reise!

6. WIE HABT IHR DIE ROUTE FESTGELEGT?

Nachdem klar war, dass wir während dieser Reise definitiv Offroad fahren wollten, hatten wir zunächst eine Rundreise durch Afrika in Betracht gezogen. Aufgrund einer anderen wichtigen Entscheidung (unser Haus nicht verkaufen zu wollen) war dies jedoch finanziell zu diesem Zeitpunkt nicht machbar.

Als wir vor zwei Jahren einen dreiwöchigen Urlaub in Kasachstan und Kirgisistan verbrachten, waren wir von der Schönheit dieser Länder begeistert. Das nahezu Fehlen einer „touristischen Route“ in diesen Ländern sorgt einerseits für eine kulturelle Erfahrung, aber auch für eine herausfordernde Art des Reisens. Es ist sehr schwierig, irgendwohin zu gelangen, und es gibt kein Büro, in dem man eine Reise buchen kann. Das ließ uns erkennen, dass dies die perfekte Gelegenheit war, wieder in diese Richtung zu reisen, diesmal jedoch mit eigenem Fahrzeug.

Die faszinierende Pamir-Highway wurde unser Hauptziel, 1500 km unwegsames Gelände im Hochgebirge von Kirgisistan und Tadschikistan. Nebenziele waren der Besuch des Roten Platzes in Moskau und eine ausgedehnte Rundreise durch Georgien. Der Rückweg steht ab der Türkei noch offen, aber wir hoffen, dass wir entlang der Südküste Europas nach Marokko fahren können, um von dort aus wieder nordwärts nach Hause zurückzukehren.

vanlife row travels kasachstan

7. GIBT ES LÄNDER IN ZENTRALASIEN, DURCH DIE MAN NICHT EINFACH SO DURCHFAHREN DARF?

Jedes Land in Zentralasien hat unterschiedliche Anforderungen, was Visa und Autoregelungen angeht. In den meisten Ländern können wir ein Visum an der Grenze erhalten, außer in Tadschikistan. Hier muss man vorher ein Visum beantragen und auch eine spezielle Genehmigung einholen, um einen bestimmten Teil der Pamir-Highway befahren zu dürfen. In Kasachstan konnten wir eine Autoversicherung an der Grenze kaufen, aber in Kirgisistan stellte sich dies als viel schwieriger heraus.

Leider dürfen wir nicht einfach durch den Iran fahren, da dafür ein Carnet de Passage (ein Autopass) erforderlich ist. Aus finanzieller Sicht haben wir uns entschieden, dies für diese Reise nicht zu tun. Wir werden dieses Land also ein anderes Mal „besuchen müssen“. Deshalb fahren wir von Usbekistan aus wieder ein Stück durch Kasachstan und Russland, um die Grenze nach Georgien zu überqueren. Dies erforderte ein Doppel-Einreisevisum für Russland, da wir auf dem Hinweg von Lettland nach Kasachstan etwa 3000 Kilometer durch Russland gefahren sind.

8. WIE SIND DIE UNTERKUNFTSMÖGLICHKEITEN IN DEN LÄNDERN, DURCH DIE IHR REIST?

Wir campen so oft wie möglich in freier Natur, weil wir das einfach am liebsten mögen. Das spart auch enorm Kosten. In der Regel stehen wir alleine an den Orten, die wir finden, und manchmal haben wir nette Begegnungen mit Einheimischen oder anderen Reisenden. An solchen Orten gibt es keine Einrichtungen, aber wir haben einen Wassertank mit 40 Litern und eine Duschtasche, so dass wir längere Zeit ohne Versorgung auskommen können.

Die Campingplätze in der Wildnis, die wir finden, befinden sich meist etwas abseits der Straße, so dass wir von der Straße aus nicht sichtbar sind. Das finden wir in Bezug auf Sicherheit sehr angenehm, obwohl wir uns in diesen Ländern überhaupt nicht unsicher fühlen, da die Bevölkerung äußerst hilfsbereit und freundlich ist.

vanlife row travels

9. IST ZENTRALASIEN EMPFEHLENSWERT?

Ja, absolut! Wir waren vor zwei Jahren in Zentralasien und es hat uns so gut gefallen, dass wir nun mit unserem eigenen Fahrzeug zurückgekehrt sind. Die Natur ist wunderschön und die Bevölkerung ist freundlich. In Kasachstan haben wir am Rande des Charyn Canyon gezeltet. Das ist eine wunderschöne Schlucht, zwar kleiner als der Grand Canyon, aber wir waren die einzigen in der weiten Umgebung. Das kann man sich in westlichen Ländern kaum vorstellen, aber hier ist das glücklicherweise möglich.

Die Länder haben auch riesige Berge, in denen man wunderschöne Wanderungen machen kann. Einer der Gründe, warum wir hierhergekommen sind, ist die Fahrt mit Bruce über die hohen Pässe des Pamir Highways. Der höchste Pass, den wir überqueren werden, liegt bei 4655 Metern. Das scheint uns eine schöne Herausforderung zu sein!

10. WELCHE APPS SIND NÜTZLICH, WENN MAN OFF-GRID MIT EINEM CAMPER REISEN MÖCHTE?

Wir nutzen die iOverlander-App sehr häufig. Diese App ist für und von Overlandern, wo alle die schönsten Campingplätze miteinander teilen. Außerdem zeigt sie unter anderem auch, wo man Wasser bekommen (nützlich in der Wüste Kasachstans) und wo man tanken kann (nützlich, wenn man mehrere hundert Kilometer nichts vorfindet). Wir verwenden die App vor allem für die Campingplätze. Manchmal finden wir selbst einen Campingplatz und tragen ihn dann dort ein. So kann der nächste Overlander ihn wieder nutzen.

Wir haben auch die Park4night-App, aber diese ist in Zentralasien etwas weniger wertvoll. In Europa ist sie jedoch wieder sehr praktisch, auch für Campingplätze. Maps.me ist auch für Reisende unverzichtbar. Wir verwenden diese App auch oft, um uns in fast jede Ecke dieser Länder zu navigieren.

11. ZU GUTER LETZT: HABT IHR TIPPS FÜR MENSCHEN, DIE AUCH IN ERWÄGUNG ZIEHEN, ABSEITS DER AUSGETRETENEN PFADE ZU REISEN?

Viele Menschen träumen davon, solche Reisen zu unternehmen, aber sie können oft auch viele Gründe finden, warum das nicht möglich ist. Du musst dir selbst die Möglichkeit schaffen, indem du Entscheidungen triffst. Du musst Vertrauen in den Ausgang dieser Entscheidungen haben und dich nicht von Angst leiten lassen. Das klingt vielleicht sehr einfach, ist es aber nicht immer. Dennoch ist das unser Geheimnis. Wir haben beide unsere Jobs gekündigt und unser Haus vermietet, ohne dass sicher war, ob Letzteres klappen würde. Wenn das nicht geklappt hätte, wäre unsere Reise maximal 5-6 Monate lang gewesen, jetzt wird sie maximal ein Jahr. Also Risiken einschätzen, planen und los geht’s!

vanlife row travels sonnenuntergang kasachstan

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